Dass Kinder als eigenständige Persönlichkeiten mit eigenen Rechten zu achten und in der Gesellschaft zu beteiligen sind, entspricht noch nicht durchgängig der allgemeinen öffentlichen Meinung.
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2) § 211 StGB
(1) Der Mörder wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe bestraft.
(2) Mörder ist, wer
einen Menschen tötet.
3) Anke Seifert --- Folgen sexuellen Missbrauchs (2001)
Bei dem grundsätzlichen Thema "Gewalt gegen Kinder" wird zwischen struktureller und personeller Gewalt unterschieden. Unter struktureller Gewalt versteht man Gewalt, die aus sozialen Gegebenheiten resultiert, wie beispielsweise unzureichende Wohnverhältnisse. Die personelle Gewalt beinhaltet das Handeln und das Unterlassen eines Erwachsenen gegenüber einem Kind.
Es werden vier Formen der personellen Gewalthandlungen unterschieden:
Jungen wird oftmals eine stillschweigende Erwartung entgegengebracht, keine Opfer zu sein. 'Jungs sind hart.' Eine solche Rollenerwartung ist zusätzlich belastend. Jungen sind meist jünger zur Tatzeit als Mädchen und die Tat geht häufiger mit Gewaltanwendungen einher, sodass sie vermehrt Verletzungen im Analbereich aufweisen. Jungen, die bereits über ein breiteres Wissen über Sexualität verfügen, haben zudem vermehrt eine große Angst vor aus dem Missbrauch resultierender Homosexualität. Sie denken häufig, aufgrund des Geschlechtsverkehrs mit einem Mann könne man homosexuell werden. Daraus resultiert für die männlichen Opfer eine zusätzliche Angst, sich jemandem mitzuteilen.
Von besonderem Interesse im Hinblick auf die Folgen sind die unterschiedlichen Dimensionen des sexuellen Missbrauchs:
Auch der Altersunterschied zwischen Täter und Opfer kann einen Hinweis auf sexuelle Übergriffe geben, doch darf man dabei sexuelle Übergriffe durch Jugendliche nicht außer Acht lassen. Der sexuelle Missbrauch beinhaltet nicht nur eine tätliche Handlung. Vielmehr spielen der Vertrauensbruch, die Integritätsverletzung und die emotionale Abhängigkeit zwischen Opfer und Täter meist eine große Rolle. Sexueller Missbrauch vollzieht sich oftmals geheim, so wird das Kind zur Geheimhaltung gezwungen und der Grund der Tat wird dem Opfer nicht deutlich. Innerhalb der Familie besteht selten die Möglichkeit für ein Kind, sich jemandem mit seinen Sorgen, Ängsten und körperlichen wie psychischen Bedrohungsgefühlen anzuvertrauen. Häufig fehlt das Vertrauen oder die angesprochene Person will es nicht wahrhaben. Viele Missbrauchshandlungen geschehen unter dem Deckmantel der 'heilen Familie'.
Die Folgen von sexuellen Missbrauchshandlungen sind um so größer und die Erinnerungen für das Opfer um so belastender, je größer der Altersunterschied und die verwandtschaftliche Nähe zwischen dem Täter und Opfer ist, je länger die sexualisierte Gewalt andauert, je jünger das Kind bei Beginn der Tat ist, je mehr Gewalt angedroht und angewendet wird, je vollständiger die Geheimhaltung und der damit einhergehende Druck auf das Kind ausgeübt wird und weiterhin je weniger beschützende und vertrauensvolle Personen dem Kind als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. [vgl. Informationsbroschüre der Senatsverwaltung für Jugend und Familie, 1992, zitiert nachwww.praevention.org/
Auf der Gefühlsebene können in Folge von sexuellem Missbrauch starkes Empfinden der Scham, der Schuld und der Wertlosigkeit entstehen. Die Integrität des Opfers wird zerstört. Das Opfer lehnt zumeist seinen eigenen Körper ab, da sein Selbstbild gestört ist. Betroffene Kinder können nur schwer Vertrauen in sich und andere erlangen; das Opfer empfindet sich darüber hinaus häufig als beziehungsunfähig. Eine Folge von Missbrauchserfahrung kann die Angst sein, Beziehungen einzugehen, bzw. die Angst, das dazu benötigte Vertrauen nicht aufbringen zu können. Auch das spätere eigene Sexualleben des Opfers kann durch die Folgen des Missbrauchs gestört werden. Aufgrund dessen, dass Zwang und Gewalt mit Missbrauch einhergehen, überblickt das Kind nicht die Bedeutung des eigenen Sexuallebens und erfährt Widerwillen gegenüber seinem späteren Partner. Die intime Nähe zum Partner kann dazu führen, dass Erinnerungen aufkommen, dass die Kontrolle nicht gewahrt werden und nicht selbst entschieden werden kann. Das spätere Sexualleben kann durch diese traumatischen Erfahrungen also nicht natürlich, gewünscht und positiv erfahren werden.
Zu Auswirkungen sexuellen Missbrauchs auf der Verhaltensebene werden selbstdestruktives Verhalten, Bettnässen, chronisches Weglaufen, wiederholte Suizidversuche gezählt. Jungen werden aufgrund von Missbrauchshandlungen oft aggressiv. Sie wollen damit ihre Männlichkeit unter Beweis stellen, aber auch die Kontrolle behalten, die ihnen so einschneidend genommen wurde. Jungen kompensieren dadurch ihre Angst vor Homosexualität.
Die Folgen auf der Körperebene sind dadurch gekennzeichnet, dass der Körper auf die Psyche reagiert und dies meist unbewusst erfolgt. Anhaltende und ätiologisch unklare Körperbeschwerden sind im Kontext von Anamnese und Verhaltensauffälligkeiten ein möglicher Hinweis für sexuelle Missbrauch Situation.
Im Folgenden wird auf verschiedene Symptome sexuellen Missbrauchs auf der Körperebene eingegangen. Dabei ist zu beachten, dass weder alle genannten Symptome unbedingt zur Ausprägung kommen müssen, noch dass man von dem Vorhandensein dieser Symptome zwingend auf einen sexuellen Missbrauch schließen kann, da auch andere traumatische Ereignisse (z.B. Verkehrsunfälle, Todesfälle) zu den beschriebenen Störungen führen können.
Kennzeichen Dissoziative Störungen (krankhafte Entwicklung) sind der teilweise oder völlige Verlust der Fähigkeit, belastende Erinnerungen angemessen in den eigenen Erfahrungsschatz zu integrieren, der teilweise stattfindende Verlust des Identitäts Bewusstseins und der Kontrollverlust über eigene Körperbewegungen. Diese Störung hat meist eine psychogene Ursache und es besteht eine nahe zeitliche Verbindung zu traumatischen Ereignissen, unlösbaren oder unerträglichen Konflikten oder gestörten Beziehungen. Ein dissoziativer Patient jedoch hat gleichzeitig die Kontrolle darüber, welche Erinnerungen und Empfindungen zugelassen und welche Bewegungen ausgeübt werden.
Chronische Zustände einer Dissoziativen Störung können zu Lähmungen und Gefühlsstörungen führen, normalerweise allerdings sind die dissoziativen Zustände schnell rückläufig. Psychosoziale Schwierigkeiten und Probleme werden von den dissoziativen PatientInnen oftmals geleugnet.
Bei den dissoziativen Störungen der Bewegung als Folgeerscheinungen kommt es zu einem Verlust oder einer Veränderung von Bewegungsfunktionen, bzw. eines oder mehrerer Körperglieder. Unterschiedliche Formen mangelnder Koordination können in den Beinen auftreten, bis hin zur Unfähigkeit des freien Ganges führen. Es kann auch ein übertriebenes Zittern auftreten. Dissoziative Störungen können mit Psychosomatischen Störungen einhergehen.
Krampfanfälle sind eine weitere Form dissoziativer Körper Bewegungsstörungen. Diese "Pseudoanfälle" können epileptischen Anfällen sehr ähnlich sein. Hierbei sind mögliche Verletzungen im Rahmen eines epileptischen Anfalls eher selten. Die krampfartigen Anfälle ähneln oftmals einer Darstellung inzestuöser Kontakte.
Um Krankheiten der Psychosomatik zuschreiben zu können, müssen tatsächliche organisch bedingte Krankheiten ausgeschlossen werden. Als Folge sexualisierter Gewalttaten können psychosomatische Symptome wie Zuckungen in Extremitäten, Geh- und Sehstörungen und Störungen des Bewusstseins auftreten. Diese Symptome sind körperliche Ausdrucksmittel seelisch bedingter Konfliktsituationen. Es sind individuelle Ausdrucksmittel und die Ursache ist meist schwer zu erkennen.
In vielen Fällen sind Schlafstörungen Symptome einer psychischen oder körperlichen Problematik. So resultiert sie beispielsweise auch durch vermehrt auftretende Alpträume, bzw. Alpträume und Schlafstörungen können sich einander bedingen. Bei den sogenannten Angstträumen ist das Traumerleben sehr lebhaft und realitätsnah. Als Themen werden in der Literatur zum Beispiel "Bedrohungen des Lebens, der Sicherheit oder der Selbstachtung" [ICD-10, 1993, S.213 (F 51.5)] genannt. Solche Träume können ein misshandeltes Kind bis in den Tag hinein verfolgen.
Haut- und Magenerkrankungen können als Folge von oben genannter psychosozialer Belastung auftreten. Auch können Sexualstörungen wie sexuelle Dysfunktion und Vaginismus (ein Krampf der die Vagina umgebenden Beckenbodenmuskulatur) einen Hinweis auf die Erfahrung sexualisierter Gewalt darstellen.
Seelisch bedingten Kopf- und Rückenschmerz, chronischen Unterleibsschmerz, Schmerzen in den Armen und Beinen und auch am Herzen rechnet man zu somatischen Schmerzzuständen. Schmerzen im Unterleib stellen eine Schmerz Wahl dar, die dem Bereich der Missbrauchserfahrung sehr nahe kommt. Unerträgliche Gefühle und Konflikte werden in einer solchen Form unbewusst durch Schmerz ausgedrückt. Für Kleinkinder ist dies zusätzlich die unbewusste Art, Zuneigung zu erlangen. Solange ein misshandeltes Kind Schmerzen hat, die offensichtlich sind, "ist man nicht alleine und wird gepflegt".
Charakteristisch für Patienten mit somatoformen Schmerzstörungen oder anderen psychosomatischen Erkrankungen ist oft die Überzeugung von körperlichen Ursachen ihrer Krankheit. Mögliche belastende Erfahrungen werden von den Patienten als Ursache verdrängt und oft auch von Ärzten vernachlässigt.
Essstörungen wie Bulimie und Anorexia Nervosa sind häufige Folgeerscheinungen beim Erleben von Gewalttaten. Es wird bei diesen Symptomen besonders deutlich, dass das misshandelte Kind den eigenen Körper ablehnt. Gefühle der Scham, Schuld und ein Strafbedürfnis gegenüber dem eigenen Selbst manifestieren sich über die Essstörung. Anorektiker und Bulimie-Patienten haben das Gefühl, ungeliebt und unerwünscht zu sein und sich gleichzeitig keiner Bezugsperson mitteilen zu können. Sie können in keiner Weise ihren Körper akzeptieren. Dies kann u.a. auch aus einer sexuellen Misshandlung resultieren.
Die Bulimie zeichnet sich durch ein periodisches Aufnehmen großer Mengen von Nahrungsmitteln und das anschließende, selbst herbeigeführte Erbrechen oder Abführen derselben aus. Bulimie-Patienten sind nicht unbedingt untergewichtig, haben jedoch ein gestörtes Körperempfinden. Eine krankhafte Angst, dick zu werden, ist auch im Falle einer normalgewichtigen Ausgangssituation Bestandteil dieser Krankheit. Nach einem Anfall empfinden sie Ekel, Hilflosigkeit, Panik und Schuldgefühle. Die anschließende Entleerung durch Erbrechen oder Abführmittel wirkt erleichternd. Diese Krankheit wird von den Opfern aus Scham geheimgehalten. Viele Bulimie-Patienten sind suizidgefährdet. Bulimie wird selten bei Männern diagnostiziert. Folgen der Krankheit können ernsthafte gesundheitliche Schädigungen des Darms und der Speiseröhre sein. Auch weiterführende Langzeitfolgen können darüber hinaus auftreten.
Anorexie bezeichnet einen schweren Appetitverlust (u.a. vom Opfer absichtlich herbeigeführte Essensverweigerung) und Nervosa bedeutet, dass die Gründe dafür emotionaler Natur sind. Auch bei Anorektikern besteht eine enorme Angst vor dem Essen und der damit verbundenen Gewichtszunahme. Ein allgemein berichtetes Phänomen der Anorexia ist ein gestörtes Körperbild und wird ebenfalls vornehmlich bei Frauen diagnostiziert. Folgen dieser Krankheit sind Abmagerung, Menstruationsstörungen, Haarausfall, Unterentwicklung der Organe, Leberschäden bis hin zum Tode durch Verhungern. Der drastische Gewichtsverlust durch Anorexia hebt die Annahme, dass die sichtbar werdende sexuelle Entwicklung aufgehalten werden soll.
Für die Folgen sexueller Übergriffe ist kennzeichnend, dass alle belastenden Spannungen, die der kindliche Körper aushalten muss, über den Körper entladen werden. Das bedeutet, dass versucht wird, Konflikte mit einer körperlichen Erkrankung zu lösen. Bei Kindern zeigt sich dies besonders im Bereich der Motorik. Es treten nicht selten regressive körperliche Reaktionsmuster auf, wie zum Beispiel Daumenlutschen und Bettnässen. Die Spannungsabfuhr erfolgt automatisch. Sie ist an Affekte gebunden, jedoch stark mit dem Körper verknüpft. In Untersuchungen findet man Hinweise auf Hyperaktivität, Apathie und autoerotische oder autoaggressive Aktivitäten.
Es existiert zudem kein gesundes Körpergefühl mehr, da sich grundsätzlich misshandelte Kinder in ihrem Selbsterleben böse, schlecht, dumm und nicht liebenswert fühlen. Sie können Gefühle schlecht erkennen und noch schlechter aussprechen. An sich selbst und ihrem Körper haben sie wenig Freude. Als Bruch im Selbst wird von den Opfern häufig ein Teil des Körpers abgespalten, der Körper wird als Ganzes entwertet und ausgegrenzt. Der Körper ist nicht mehr ein Teil des Ichs, sondern wird abgespalten - dissoziiert -und ängstlich beobachtet.
www.bundeskriminalamt.de/pks/
www.praevention.org/
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